Zero Waste klingt mal absolut erschlagend! Puuh, wo soll man da bloß anfangen? Wenn ihr einmal angefangen habt, euch damit zu beschäftigen, habt ihr sicherlich schon gemerkt, wie schnall man sich in der komplexen Thematik verliert! Eine einfache Eselsbrücke kann helfen – eine individuelle Zusammenstellung von fünf Rs mit den berühmten drei Rs reduce, reuse, recycle als Basis.

Inhaltsverzeichnis:
- Reduce, Reuse, Recycle
- 1. Rethink
- 2. Reduce - reduzieren
- 3. Reuse - wiederverwenden statt wegwerfen
- 4. Repair – reparieren
- 5. Recycle
- Und was passt am besten zu dir?
Reduce, Reuse, Recycle
Von den drei Rs „reduce, reuse, recycle“ hast du vielleicht schon gehört. Sie sind eine tolle Eselsbrücke!
Die drei Rs sind die Grundbausteine eines nachhaltigen Lebens und viele Leute und Organisationen haben sie für sich erweitert. Einmal habe ich sogar online eine Liste von über zwanzig Rs gesehen! Bei Zero Waste ist oft von fünf Rs die Rede, was eigentlich sehr viel Sinn macht, weil drei doch ziemlich allgemein sind, man sich aber mehr als fünf nicht so gut merken kann. (Oder bin das nur ich? 😂)
Wir alle ticken anders, haben andere Bedürfnisse, stecken in ganz anderen Lebenssituationen. Es gibt also keine one-size-fits-all Lösung. Deswegen möchte ich euch gerne ermutigen, die drei Rs als Grundlage zu nehmen und eure eigenen Rs zusammenzustellen, die am besten zu eurem Leben passen! Und hey, es können fünf sein oder auch fünfzig! Was eben am besten für euch funktioniert und zu euch passt!
Meine persönlichen Rs, nach denen ich handle
- RETHINK Veränderung fängt im Kopf an!
- REDUCE Weniger ist so viel mehr!
- REUSE Wiederverwenden statt wegwerfen
- REPAIR Repariere Dinge, um ihre Lebensdauer zu verlängern
- RECYCLE Was wiederverwertet kann, soll auch ein zweites Leben bekommen
1. Rethink
Veränderung fängt im Kopf und bei der Einstellung an.
Zero Waste gilt oft als extrem und sowieso unmöglich. Wo wir auch hingehen, suchen Menschen die Nadel im Heuhaufen. Als ob der Mensch binär wäre, immer und überall alles oder nichts, perfekt oder gar nicht.
Für mich ist hat Zero Waste ehrlich gesagt wenig mit Perfektionismus zu tun. Sowieso bin ich in nichts was ich mache perfekt, warum sollte das plötzlich bei dieser Sache anders sein? Außerdem bin ich schon so realistisch und weiß, dass in unserem jetzigen Wirtschaftssystem „null Müll“ auch gar nicht möglich ist.
Selbst- statt Fremdbestimmung
Ich wollte zwar immer schon nachhaltiger leben, fühlte mich früher aber immer so machtlos, so abhängig von dem, was Marken, Supermärkte oder Firmen anbieten.
Einfach bestimmte Produkte, an die ich mich gewöhnt hatte, nicht zu kaufen, hätte ich – hätte ich denn am Anfang darüber nachgedacht – sicherlich auch nicht gewollt. Gefühlt bedeutet für viele Menschen ein nachhaltiges Leben deshalb schnell „Verzicht“.
Kein Wunder, so werden wir von allen Seiten mit Werbung bombardiert, die uns zeigt, wie viel luxuriöser unser Leben sein könnte, wenn wir uns nur das neue sportliche Auto zulegen; wie viel attraktiver wir sein könnten, wenn wir uns mit einem bestimmten Deo einsprühen; oder wie viel naturverbundener wir sein könnten, wenn wir Mineralwasser aus einer bestimmten Region süffeln.
Besitz macht nicht glücklich
Und doch kommen Studien zum Ergebnis, dass wir trotz mehr Besitz nicht glücklicher sind. Denn die Freude über einen Neukauf lässt schnell nach. Wenn also das andauernde Konsumieren neuer Dinge uns nicht wirklich glücklicher macht, ist „Verzicht“ dann nicht das falsche Wort, wenn wir über einen nachhaltigen Lebensstil sprechen?
► Glücklicher durch mehr nachhaltiges Engagement!
Statt also defizitorientiert darauf zu gucken, was nicht klappt, möchte ich lieber meine Energie darauf verwenden, auszuprobieren, was sehr wohl möglich ist. Und hui-jui-jui, das war so viel mehr als ich mir vorher jemals erträumt hätte! Spaß hat es noch dazu gemacht!
Übrigens macht laut dem Glücksatlas 2017 nachhaltiges und soziales Engagement glücklich! Müsste wir also nicht statt über „Verzicht“ eigentlich von „Bereicherung“ sprechen?
2. Reduce - reduzieren
Wer hat sie nicht zu Hause? Die Fehlkäufe im Kleiderschrank, bei denen man immer ein schlechtes Gewissen bekommt? Die abgelaufenen Vorräte im Küchenschrank? Die Geschenke, die man in der hinterletzten Schublade versteckt, weil sie leider so gar nicht den eigenen Geschmack treffen? Die alten Handys, die man nie wieder benutzen wird?
All diese Sachen mussten einmal produziert, verpackt und wahrschein- lich weit transportiert werden. Das hat alles Ressourcen gekostet. Dinge, die man selbst nicht braucht, wieder in Umlauf zu bringen, schont Ressourcen, weil nicht stattdessen etwas Neues produziert werden muss!
Am besten ist es aber natürlich immer noch, gar nicht erst so viele Dinge anzuhäufen. 😉
Ausmisten und wieder in Umlauf bringen
All diese Sachen mussten einmal produziert, verpackt und wahrscheinlichweit transportiertwerden. Das hat alles Ressourcen gekostet.Ressourcen,wovon die meisten bald aufgebraucht sein werden.
Was haben wir von all diesen Dingen? Genau, gar nichts außer volle Schränke und ein schlechtes Gewissen.
Mein Mann und ich sortieren seit einem Jahr nach und nach aus. Natürlich ginge das deutlich schneller, aber wir wollen die Sachen wieder gut unter die Leute bringen, und das dauert eben etwas länger. Das meiste verschenken wir.Unser gesamter Flur ist voller aussortierter Sachen. Wer uns besucht kann was mitnehmen.
Alles, was bei uns ungenutzt herumsteht, sind doch irgendwie verschwendete Ressourcen.
► Nachhaltig und umweltfreundlich ausmisten
Bei Facebook gibt es lokale Gruppen, wo man seine Sachen verschenken, tauschen oder verkaufen kann. Es gibt in eigentlich jeder Stadt Klamottentauschparties, wo man Kleidung hinbringen und sich auch Sachen mitnehmen kann, die einem gefallen. Da guckt einem niemand auf die Finger und da wird nichts aufgerechnet. Jeder wie er kann und will. Es gibt auch in vielen Städten Umsonst-Läden, wo man Sachen hinbringen und auch mitnehmen kann.
Simplify your Life
Man muss ja wirklich nicht jeden Scheiß mitmachen. Es gibt immer mehr Produkte, und die sind spezialisierter als die meisten Studiengänge und ihre korrekte Anwendung eine Wissenschaft für sich...
So denken wir, dass wir für jede Aufgabe oder jedes Körperteil ein hochspezialisiertes Produkt benötigen. Wird der Boden vor Empörung einstürzen, wenn ich ihnmit Badreiniger putze? Wird meine weißeWäsche rot vor Wut wenn ich sie mit dem Waschmittel für schwarze Wäsche wasche?Bekomme ich einen Jetlag, wenn ich die Nachtcreme tagsüber auftrage?
Muss das alles so kompliziert sein? Nein! Zum Putzen braucht man nämlich eigentlich nur den ganz einfachen selbstgemachten Reiniger.
So schont man die Umwelt, seine eigenen Nerven und den Geldbeutel. Nebenbeireduziert man auch noch die Schadstoffbelastung zu Hause :)!
3. Reuse - wiederverwenden statt wegwerfen
Einwegprodukte sind total gut- für die Industrie. Denn Einwegsachen sind Verbrauchsgegenstände und müssen andauernd nachgekauft werden. Das ist gut fürs Geschäft.
So viele Einwegsachen benutze ich gar nicht, dachte ich noch vor gut einem Jahr.
Ich nehm doch immer einen Stoffbeutel mit zum Einkaufen und hole sogar meinen Coffee-to-go in meinem eigenen Thermosbecher. Nicht mal Pappgeschirr gibtes auf Parties bei uns.Naja,sind wir nicht alle ein bisschen müllblind? 😉
Statt der "normalen" Wattepads habe ich Wattepads ausBIO-Baumwolle benutzt. Darüber, dasssich das Problem nurverlagert hatte ich nicht nachgedacht. Denn auchBIO-Baumwolle muss produziert werden, sie muss verarbeitet und geblichen werden. Gerade Baumwolle verbraucht in der Produktion sehr viel Wasser und wird meistens in Gegenden, wo Wasser sowieso knapp ist, angebaut.
Mehrweg-Alternativen
- To-Go-Becher - Thermosbecher
- Getränke vom Automaten kaufen - eigene Wasserflasche mitnehmen und ggf. unterwegs auf einem Klo wieder auffüllen
- Wattepads - Pads aus Stoff oder ein wiederverwendbarer Abschminkschwamm
- Taschentücher - Stofftaschentücher (bitte nicht den ganzen Tag in das Gleiche schneuzen, sondern so häufig wechseln wie Papiertaschentücher!)
- Küchenrolle - Baumwoll-Lappen
- Spülschwämme - Spüllappen (mehr dazuhier)
- Teebeutel/ -filter - Tee-Ei, Frenchpress-Kanne
- Kaffeefilter/-kapseln/-pads - Frenchpress-Kanne, wiederverwendbare Metallkapseln, Metallfilter für die Tropfmaschine
- Backpapier - Einfetten, Dauerbackmatte
- Alu- & Frischhaltefoliebraucht keine Sau
- Papiertüte beim Bäcker - sauberer Stoffbeutel/Jutebeutel
- Zahnstocher - Rouladenspieße aus Edelstahl
- Schaschlikspieße - gibt es auch in Edelstahl
- Muffinpapierförmchen -Silikonbackförmchen
- Mülltüten - kann man auch aus Papier falten (siehe Video in diesem Artikel)
- Hygienetücher zum Putzen Baumwolllappen und selbstgemachter Allzweckreiniger
- Feuchtes & reguläresKlopapier - viel hygienischer: Sich mit Wasser (Handbrause oder eine Flasche) und Seife waschen, mit einem Waschlappen abtrocknen (Waschlappen regelmäßig wechseln). Mehr zu Klopapier
- Einwegrasierer - Elektrorasierer oderRasierhobel und in nur Papier eingepackte Rasierklingen
Mehr zu Zero Waste
- Zero Waste einkaufen ohne Unverpackt-Laden
- FAQ: Wie sinnvoll ist Zero Waste?
- Essen to go ohne Müll (auch in Corona-Zeiten)
- 7 Tipps für Zero Waste unterwegs
4. Repair – reparieren
Wir leben in einer Zeit, wo Dinge nur noch cool und begehrenswert sind bis das Nachfolgemodell auf den Markt kommt. Häufig passiert dies bereits nach einigen Monaten. Bei Fast Fashion Kleidungsgeschäfte bekommen sogar jede Woche neue Kollektionen geliefert. Und wie verrückt ist es eigentlich, dass es oft billiger ist, sich einen neuen Drucker statt einfach neue Tintenpatronen für den alten zu kaufen?
► Geplante Obsoleszenz: Wird Elektronik so produziert, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputt geht?
Bei Neuanschaffungen ist inzwischen die Langlebig- und Reparierbarkeit ein wichtiges Kriterium für uns. Meistens sind es auch wirklich nur ganz kleine Handgriffe, die die Lebensdauer eines Gegenstandes verlängern. Mal Nadel und Faden in die Hand nehmen und ein Loch flicken zum Beispiel. Wem das handwerkliche Geschick oder Wissen fehlt, der kann natürlich auch in ein Repair-Café gehen, wo Menschen dir gerne zeigen und beibringen, wie etwas wieder in Schuss gebracht werden kann. Natürlich kann man auch reparieren lassen, je nach Gegenstand z.B. in Handy-Shops, beim Änderungsschneider oder Schuster.
5. Recycle
Alles, was trotz ablehnen, reduzieren und wiederverwendennoch an Müll anfällt, sollte man dem Recycling-"Kreislauf" (ist ja kein echter Kreislauf, weil der Recycling-Prozess an sich ja wieder neue Ressourcen verschlingt) wieder zuführen um die Ressourcen zu schonen.
Informiert euch, was in eurer Stadt oder Gemeinde wie entsorgt wird und trennt euren Müll entsprechend. Wenn ihr eine Biomülltonne habt oder euch eine zulegen könnt, super! Wenn nicht ist eine Wurmkiste eine tolle Alternative, damit könnt ihr sogar in der Wohnung stinkefrei kompostieren, definitiv eine geruchliche Verbesserung zum normalen Küchenmülleimer!
► Kompostieren in der Stadtwohnung mit einer Wurmkiste
Und was passt am besten zu dir?
Jetzt bist du dran! Wir haben alle unterschiedliche Bedürfnisse, stecken in unterschiedlichen Lebenssituationen und haben Zugang zu einer anderen Infrastruktur. Es gibt also keine one-size-fits-all-Lösung und keinen einen richtigen Weg, was auch gut so ist!
Was passt also am besten zu dir, deiner Lebenseinstellung und deinen Werten? Nimm dir ruhig ein paar ruhige Minuten und vielleicht ein Blatt (Schmier-)Papier und einen Stift (z.B. einen unlackierten Bleistift ;)) und erstelle deine eigenen Rs!
Hier sind ein paar mehr Rs als Hilfestellung:
- Respect – Respekt
- Responsibility/responsibly – Verantwortung/ verantwortungsvoll
- Refuse – Ablehnen
- Reclaim – Sich wieder erobern (z.B. als Radfahrer die Straßen 😁 !)
- Repurpose – Dingen einen neuen Zweck geben
- Rebuild – Neuaufbau
- Recover – Dinge wiederherstellen, zurückgewinnen
- Reflect – Reflektieren
- Reinvent – Aus Alt mach Neu!
- Reevaluate – Sachen reevaluieren